Häusliche Pflege

Wenn die Zeitung im Kühlschrank liegt

Leichte Demenz

Bevor eine Demenz diagnostiziert wurde, kann sich diese, neben vieler anderer Hinweise, auch durch einen auffälligen Gewichtsverlust ankündigen.

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Oft wird dies erst erkannt, wenn die Kleidung immer weiter erscheint. Besonders betroffen sind in dieser Phase noch allein lebende ältere Menschen. Auch Einsamkeit ist ein Grund der Ernährungsprobleme generell bei Senioren fördern kann. Bei Menschen mit beginnenden dementiellen Syndrom gibt es noch weitere Gründe:

  • Kompetenzverlust vollwertige Mahlzeiten zu planen
  • Aufgrund körperlicher Einschränkungen können keine größeren Mengen mehr eingekauft (schwere Getränkeflaschen) werden.
  • Das Kochen kann nicht mehr umgesetzt werden und es werden nur noch „einfache“ Gerichte gekocht

Bei Ehepartnern kann diese Problematik noch länger kompensiert werden, vor allem dann, wenn der gesunde Ehepartner schon zuvor für die Mahlzeitenplanung zuständig war.

Mahlzeiten gestalten

Kühlschrank Demenz

Ideal für Menschen mit Demenz, die zuhause leben, wäre es, wenn man möglichst im Kreise der Familie oder Partners gemeinsam die Mahlzeiten zu sich nimmt. Wenn die Zeit fehlt, wäre es gut wenigsten einmal am Tag zusammenzukommen und die Gemeinschaft zu pflegen. Eine Vielzahl von Angehörigenberatungen bietet inzwischen regelmäßig ein gemeinsames Frühstück an, welches gleichzeitig auch für pflegende Angehörige eine willkommene Abwechslung sein kann. Das Frühstück ist oft die wichtigste Mahlzeit für Menschen mit Demenz, da sie am Vormittag noch wacher und aufmerksamer sind. Ein Angebot von kalorienreicher Frühstückskost kann den täglich Kalorienbedarf schon am Morgen weitgehend abdecken.

Frühstück

© Jörg Brinckheger /pixelio.de

Von vielen Senioren werden süße Speisen bevorzugt. Die Geschmacksknospen süß und bitter bleiben am längsten erhalten. Deswegen scheuen sie nicht Speisen ungewöhnlich süß anzubieten. Auch ein Wurstbrot mit Zucker „gewürzt“ bewirkt oft Wunder.

Selbständigkeit fördern

Besonders wichtig ist es, die Selbständigkeit möglichst lange zu fördern und auch immer das Gefühl zu vermitteln, die demente Person entscheidet selber, wie und was gegessen und getrunken wird. Sätze wie: “Probier mal, wie das schmeckt!“ vermitteln dies besser wie:“ Du musst etwas essen, damit du nicht verhungerst!“.

Nichteinhalten von sozialen Regeln am Tisch erfordert ein besonders einfühlendes, nicht-wertendes Verstehen. Tischsitten sollten nicht allzu sehr kontrolliert werden, auch wenn es schwer fällt. Lieber „humorvoll“ erklären und Vormachen. Der Verlust von „guten Tischmanieren“ führt auch schnell zu Konflikten mit gesellschaftlichen Normen und einem zwanglosen Miteinander-Essen mit Freunden zu Hause oder im Restaurant. Menschen mit Demenz schämen sich schon früh im Verlauf der Krankheit ihrer Unzulänglichkeit. Gleichermaßen schämt sich die Familie für das Verhalten des kranken Angehörigen, und ebenso ziehen sich Freunde und Bekannte zurück. Ein Restaurantbesuch wird vermieden, da man die Öffentlichkeit meidet: „Was sollen denn die Leute denken!“. Schon wenn der demente Ehepartner Hilfe beim Toilettengang benötigt, wird es eigentlich schon unmöglich, wenn keine entsprechenden Toiletten vorhanden sind.

Dabei wäre auch ein Cafe oder Restaurantbesuch in jeder Phase der Demenz möglich. Verbinden sie die Spaziergänge am Nachmittag z. B. mit einem Besuch im Cafe. Ein wertvoller „Nachmittagssnack“ in Form eine Torte, kann die „Kalorienzufuhr“ signifikant erhöhen.

Torte

© loewyne /pixelio.de

Das Einbeziehen in das Zubereiten von Mahlzeiten kann durchaus Freude bereiten, fördert das Selbstwertgefühl und kann den Appetit anregen. Dabei sollte ein Mitarbeiten in der Küche keine Überforderung darstellen. Eingespielte Rituale sollten selbstverständlich weitergeführt werden, wie z.B.: Vor dem Essen Händewaschen, zusammen Beten; Essen und Trinken zu bestimmten Zeiten, Ess- oder Trinkrituale vor dem Schlafengehen.

„Gesunde Ernährung“

Generell gilt, wichtig ist, dass das Essen schmeckt. „Gesunde Ernährung“ wird dann zum Problem, wenn ein Gewichtsverlust bereits begonnen hat. Lieber einmal Kuchen mit Schlagsahne als buntes Obst und Gemüse. Gesunde Ernährung ist generell nicht verkehrt und ist in jedem Alter zu empfehlen, doch nicht wenn es immer schwieriger wird, das Gewicht zu halten. Der Mythos, wenn mal alt wird nimmt man eben ab, ist falsch. Auch im Alter muss ein ungewollter Gewichtsverlust ernst genommen werden. 300 Gramm im Jahr ist ein „normaler Gewichtsverlust“ im Alter. Gewichtsverlust im Alter ist kein Fettverlust sondern Muskelabbau und dieser führt zur Pflegebedürftigkeit.

Fortgeschrittene Demenz

Die Fähigkeit zum Nachahmen bleibt auch bei schwerer Demenz erhalten. Allerdings ist es für die kranke Person anstrengend, sich für eine längere Zeitspanne auf eine Tätigkeit zu konzentrieren, und die Verarbeitung von komplexen Handlungsabläufen wie Essen und Trinken können überfordern und verwirren. Ein einfaches verbales Auffordern oder ein Vormachen reichen dann nicht mehr alleine aus. Der Ess- und Trinkvorgang muss mit taktilem Impulsgeben (Führen der Hand, des Armes) bis Essenanreichen zusätzlich unterstützt werden. Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen sind unerlässlich, denn eine einzelne Mahlzeit kann bis über 40 Minuten dauern.

Wenn der Durst nachlässt -T ipps zur Förderung der Trinkmenge

  • Zu allen Mahlzeiten Getränke anbieten
  • Immer wieder ans Trinken erinnern
  • Lieblingsgetränke bereitstellen
  • Abwechslung des Getränkeangebots
  • Süße Getränke
  • Offene Getränke statt Flaschen anbieten
  • Selbstbedienung ermöglichen
  • Farbige Trinkgefäße sind bei Sehschwäche besser zu erkennen als Gläser
  • Angedickte Getränke bei Schluckstörungen reichen
  • Strohhalme, Becher mit Nasenausschnitt, COOMBES-Becher, Saugflaschen u. ä. zur Erleichterung des Trinkens verwenden
  • In Gesellschaft Getränke anbieten
  • Trinkrituale einhalten (z. B. gleich morgens nach dem Aufstehen ein Glas Saft geben)

Weitere Informationen der schweizer Alzheimervereinigung

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