Sterbefasten – Selbstbestimmtes Sterben durch freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken
von Boudewijn Chabot und Christian Walther
Rezension von Christian Kolb veröffentlicht in „Die Schwester/Der Pfleger“
Seit dem Tode meiner Frau will ich nicht mehr leben. Und ich will diese Reha-Maßnahmen nicht. Mein einziges Hobby ist Gartenarbeit-und die ist seit der Amputation nicht mehr möglich. Bitte verabreichen sie mir die Medikamente um zu sterben. Diese Aussage von Herrn R. eines 84 jährig, der nach dem Tod seiner Frau täglichen Lebens willen verloren hat ist eines von vier Fallbeispielen, die zu Beginn vorgestellt werden.
Der freiwillige Verzicht von Nahrung und Flüssigkeit (abgekürzt FVNF) ist eine Methode, die sich von den üblichen Formen der Sterbehilfe dahingehend unterscheidet, dass der Sterbeprozess nicht durch das Beenden einer medizinischen Maßnahme oder einem todbringenden Medikamenten eingeleitet wird. Neben der rechtlichen Problematik des FVNF, die in dem Buch ausführlich diskutiert und analysiert wird, werden auch die ethischen Fragestellungen gründlich erörtert. Selbstbestimmtes Sterben bei infauster Prognose ist möglich. Mit dem den freiwilligen Verzicht eines Menschen auf jegliche Nahrungs-und Flüssigkeitszufuhr, bleiben aber auch Fragen offen: Ist es vernünftig, dass jemand seinen eigenen Tod wünscht? Auch diese Auseinandersetzung scheuen die Autoren nicht und beziehen dabei eindeutig Stellung. Die Ausgewogenheit und Ganzheitlichkeit dieses Themas ist den Autoren Chabot, niederländischer Psychiater und Sozialwissenschaftler und dem Koautor Walther, Biologe am physiologischen Institut der Universität Marburg, sichtlich gelungen. Neben der Darstellung der rechtlichen und ethischen Fragen werden die medizinischen und pflegerischen Aspekte wissenschaftlich fundiert dargestellt. Das Buch beinhaltet im Anhang einen Fragebogen zum Sterben durch freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit und ein Formular, dass Angehörige, Ärzte und andere nahe stehenden Personen von der Garantenpflicht befreien soll. Ob die Entscheidung von Herrn R. in einer zunehmend ökonomisierten Gesellschaft vernünftig ist, sei dahingestellt. Ausweg am Lebensende von Chabot Walter ist das erste Werk, dass sich mit diesen Fragen umfassend auseinandersetzt und, so ist zu hoffen, auch eine Diskussion in Deutschland anstößt, wie wir zukünftig mit der Autonomie von leidenden älteren Menschen am Lebensende umgehen wollen.
Ausweg am Lebensende
Das Buch ist im Reinhardt-Verlag erscheinen. Weitere Informationen auf www.sterbefasten.de.
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